Steirische Energiewende gelingt nur mit Holzenergie

Mission: Von 50 auf 100 Prozent erneuerbar in acht Jahren Weiter EU mit RED III am Holzweg

Zwei Drittel der erneuerbaren Energien stammen aus Forst- und Holzwirtschaft

29.09.2022
Seit 1991 versorgt die Biowärme Irdning über ein Leitungsnetz von 25 km 90 % von Irdning und Raumberg mit Wärme aus regionalem Waldhackgut.

(Wien, 29. September 2022) – Vor allem aufgrund des Ausbaus der Bioenergie hat die Steiermark ihren Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsverbrauch in den letzten knapp 20 Jahren verdoppelt, stellt der Österreichische Biomasse-Verband im Rahmen seines Energiewende-Checks fest. Mit 31,7 % Ökoenergien liegt die Steiermark knapp unter dem Österreichschnitt von 32,7 %. Im Jahr 2020 hat die Steiermark die erneuerbare Energieproduktion gegenüber dem Vorjahr um 2,7 % auf einen Rekordwert von fast 68 Petajoule (PJ) gesteigert. Zwei Drittel davon (44 PJ) gehen auf das Konto der Biomasse; kein anderes Bundesland verfügt über einen derart hohen Bioenergieanteil; der Bundesschnitt liegt bei 53 %. Würde der Beitrag der Bioenergie nicht mitgezählt, bliebe die Steiermark beim Anteil erneuerbarer Energien bei nur 11 %.

Europäische Vorzeigeregion für Biomasse-Nahwärme

Biomasse ist in der Steiermark zu 86 % mit Holzenergie gleichzusetzen, was auf den bundesweit höchsten Waldanteil von 62 % in der Grünen Mark zurückzuführen ist. Die steirische Forstwirtschaft setzt auf eine klimafitte Waldbewirtschaftung, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder zu minimieren und die Rolle als wichtiger Ressourcenlieferant weiter erfüllen zu können. Die wichtigsten biogenen Energieträger sind Laugen der Papierindustrie (31 %), Scheitholz (25 %) sowie Nebenprodukte der Forst- und Holzwirtschaft, wie Hackgut, Rinde oder Späne (22 %). Neben der Holz- und Papierindustrie haben auch die zahlreichen neuen Biomasse-Heizwerke und Holzkraftwerke zum Anstieg des Bioenergieeinsatzes beigetragen. Mit einem Netz aus etwa 610 Biomasse-Heizwerken zählt die Steiermark in Europa zu den Regionen mit der dichtesten Biomassenutzung. Zusammen mit rund 40 Biomasse-Kraftwärmekopplungsanlagen sorgen die Heizwerke für einen biogenen Anteil der Fernwärme von 51 %. Bereits 203.000 steirische Haushalte (37 %) sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. Insgesamt deckt Fernwärme 20 % des Raumwärmebedarfs steirischer Wohnungen. 

2021: Neuer Rekord bei Installation moderner Holzheizungen 

Die Steiermark weist mit 49,3 % inklusive biogener Fernwärme nach Kärnten den zweithöchsten Holzanteil am Raumwärmeverbrauch in Österreich auf. Der Einsatz von Holzbrennstoffen in den steirischen Haushalten ist seit 2003/04 um 17 % gestiegen. Fast 120.000 Hauptwohnsitze werden in der Steiermark mit Holzzentralheizungen oder Einzelöfen beheizt. Im Jahr 2021 wurden in der Steiermark über 4.600 neue moderne Holzheizungen installiert – mehr als je zuvor und mehr als in jedem anderen Bundesland. Die enorme Zahl an Förderanträgen für den Tausch alter Öl- und Gasheizungen auf moderne Holzkessel lässt für 2022 eine weitere kräftige Steigerung erwarten.  

Steirische Haushalte erzielen bundesweit höchste CO2-Reduktion 

Die Anzahl der Ölkessel ist in den letzten 15 Jahren um 46 % auf 91.500 gesunken. Noch etwa 17 % der steirischen Haushalte heizen mit Öl. Da die meisten fossilen Heizkessel in der Steiermark zwischen 1990 und 2000 in Betrieb gingen und zunehmend am Ende ihrer Lebensdauer anlangen, müssen auch sie in naher Zukunft auf klimaschonende Technologien getauscht werden. Milde Winter und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger anstatt Heizöl haben im Gebäudesektor seit 1990 für eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 53 % gesorgt. Bei den CO2-Emissionen privater Haushalte für Raumwärme, Warmwasser und Kochen verzeichnet die Steiermark mit 56 % sogar den höchsten Rückgang unter allen Bundesländern und mit 0,62 Tonnen CO2 – abgesehen von Wien – auch den niedrigsten Emissionswert pro Kopf.

Einziges alpines Bundesland mit Windkraftnutzung

Der Ökostromanteil liegt in der Steiermark mit 50 % deutlich unter dem Bundesschnitt (78 %). Ursache ist neben einem hohen industriellen Stromverbrauch das vergleichsweise niedrigere Potenzial der Wasserkraft, die 37 % zur Stromerzeugung beiträgt (Österreich: 59 %). Dafür produziert die Steiermark bundesweit die zweithöchsten Strommengen aus Biomasse und Photovoltaik und die dritthöchste aus Windkraft. Biomasse aus Ablaugen, Holzabfällen oder Biogas trägt 7,7 % zum Stromaufkommen bei. 23 Windparks mit 104 Windkraftanlagen liefern 4,2 % des Stromaufkommens, 3,2 Mio. m2 Solarstromanlagen 3,9 %. Für 2030 erwartet das Land, rund 1 GW Windkraft (2020: 260 MW) und knapp 3 GW an Photovoltaikleistung (2020: 432 MW) zu benötigen. Als einziges alpines Bundesland verfügt die Steiermark heute über eine signifikante Anzahl an Windkraftanlagen. Bundesweit importierte die Steiermark 2020 die größten Strommengen und übertraf mit einer Importabhängigkeit von 29 % sogar Wien (25 %). Der Anteil von Kohlestrom in der Steiermark ging 2020 deutlich auf 6,4 % zurück. Aufgrund der unsicheren russischen Gaslieferungen erwägt die Bundesregierung für 2023 allerdings eine Reaktivierung des im Frühjahr 2020 stillgelegten Kohlekraftwerks Mellach.

Treibhausgasemissionen zum Großteil aus Industrie und Mobilität

Zwischen 1990 und 2019 haben die Treibhausgasemissionen der Steiermark um 3,9 % abgenommen, während sie bundesweit um 1,8 % gestiegen sind. Die Pro-Kopf-Emissionen der Steirer liegen mit 10,9 Tonnen CO2-Äquivalent über dem Bundesschnitt von 9,1 Tonnen, wofür hauptsächlich die Eisen- und Stahlerzeugung und zum Teil die Papierindustrie verantwortlich sind. Auf die Industrie entfallen 40 % der Treibhausgasemissionen. Aus dem Verkehr stammen 27 %, aus dem Sektor Energie 10 %, aus der Landwirtschaft 10 % und aus dem Gebäudesektor 7,3 % der Emissionen. Im Verkehr stiegen die Emissionen aufgrund höherem Straßenverkehrsaufkommen und Tanktourismus seit 1990 um 76 %. Der Dieselverbrauch im steirischen Straßenverkehr hat sich in diesem Zeitraum fast vervierfacht. 

Klima- und Energiestrategie: Steirische Formel 36/30/40 

2021 war mit einem Niederschlagsdefizit von 16 % das trockenste Jahr seit 2003 in der Steiermark. Daran änderten auch zunehmende Starkregenereignisse und unwetterartige Gewitter nichts. Angesichts des sich verschärfenden Klimawandels sieht die Klima- und Energiestrategie Steiermark 2030 neben einer Reduzierung der Auslandsabhängigkeit gemäß der Formel 36/30/40 bis 2030 eine Senkung der Treibhausgasemissionen im Nicht-Emissionshandel um 36 % sowie die Steigerung der Energieeffizienz um 30 % gegenüber 2005 und einen Anteil erneuerbarer Energieträger von 40 % (2020: 32 %) vor. Das Fernziel für 2050 ist die CO2-neutrale Steiermark. Pandemiebedingt konnte die Steiermark 2020 die Treibhausgase im Nicht-Emissionshandel um 20 % senken, 2019 war erst eine Reduktion um 14 % geglückt. Auch der Zielwert für den Endenergiebedarf 2030 liegt nur um 9,3 % unter dem Wert von 2020, doch zeichnet sich für 2021 wieder ein steigender Energieverbrauch ab. Bedingt durch den mit dem Green Deal 2021 erfolgten EU-Beschluss, die Treibhausgasemissionen um 55 % statt um 40 % gegenüber 1990 zu reduzieren, und durch das Regierungsprogramm auf Bundesebene ist eine Anpassung der steirischen Strategie und Zielvorgaben vorgesehen.

Abb. 1: Bioenergie stellt zwei Drittel der erneuerbaren Energieträger in der Steiermark,
innerhalb der Bioenergie überwiegen mit 86 % Holzbrennstoffe.
Abb. 2: Die Steiermark hat erneuerbare Energien – allen voran die Bioenergie – in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut. 
Abb. 3: Biomasse (Scheitholz, Hackgut und Pellets) ist wichtigster Raumwärmelieferant für 
steirische Haushalte, dahinter folgt die Fernwärme, die gut zur Hälfte ebenfalls auf Holz basiert.

Rückfragehinweis:
Forstassessor Peter Liptay,
Österreichischer Biomasse-Verband,
Tel: +43 (0)1 533 07 97 – 32, 
Mobil:  0664/308 2603
E-Mail: liptay@biomasseverband.at

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