Biotreibstoffe haben eine Fülle an Vorteilen für Umwelt und Gesellschaft. Bis vor wenigen Jahren wurden Europa noch subventionierte Getreideexporte angekreidet und es wurde über „Milchseen“ sowie „Fleischberge“ diskutiert. Die heimische Biotreibstoffproduktion ist ein Teil der Lösung für diese Problematik. Weltweit gibt es in der Landwirtschaft bedenkliche Entwicklungen, wie Landraub, Urwaldrodungen, ungeregelte Plantagenwirtschaft oder Monokulturen. Hier muss die EU entschieden gegensteuern. Die genannten Entwicklungen der Produktion von Biotreibstoffen zuzurechnen oder die heimische (nachhaltige) Produktion dafür mit Restriktionen zu bestrafen, ist der falsche Weg. Nicht die wenigen Prozent Ackerfläche, die Biotreibstoffe beanspruchen, sind das Problem, sondern unser achtloser Umgang mit Rohstoffen fossilen und biogenen Ursprungs. In der österreichischen Biotreibstoffproduktion hat der Einsatz von Altspeiseöl und Abfallprodukten einen hohen Stellenwert. Bei der Produktion von Treibstoffen aus Getreide oder Ölpflanzen wird nur eine Fraktion (Stärke, Öl) zur eigentlichen Energieerzeugung genutzt. Als Koppelprodukte entstehen hochwertige Eiweißfuttermittel, die besonders in der Milchviehfütterung gut einsetzbar sind. Mit diesen Futtermitteln kann der Einsatz von Soja und Futtergetreide in den Rationen verringert werden. Somit lassen sich Sojaimporte aus Südamerika reduzieren.
Weniger Billigexporte in Entwicklungsländer
Subventionierte Exporte von Agrarüberschüssen aus Industrieländern hatten bis vor der Einführung der Biotreibstoffproduktion große negative Auswirkungen auf regionale Märkte in der Dritten Welt, weil die Produzenten vor Ort nicht mit der Billigware aus Europa konkurrieren können. Die jährlichen Getreideexporte der EU beliefen sich auf 16 bis 20 Millionen Tonnen. Dadurch stieg auch die Import-Abhängigkeit der Zielländer. Infolge der Produktion von Biotreibstoffen konnten subventionierte Exporte stark verringert werden. Die EU zählt jedoch noch immer zu den weltweit größten Getreideexporteuren. In den Überschussregionen Mitteleuropas stabilisiert die Möglichkeit der Verwertung von Getreideernten minderwertiger Qualitäten die Marktsituation vor Ort. Ein weiteres Argument für die heimische Biotreibstoffproduktion ist die Wertschöpfung durch die Veredelung von Produkten. Biogene Treibstoffe können unkompliziert eingesetzt werden und leisten dadurch einen wertvollen Klimaschutzbeitrag; ihr Einsatz reduziert die Treibhausgasemissionen verglichen mit fossilen Treibstoffen um mehr als 60 Prozent. Rechnet man die Einsparungen auf Treibstoffe aus Ölsanden oder Ölschiefer ein, liegen die Einsparungen weitaus höher. Neben Bioethanol, Biodiesel und Pflanzenöl ist auch Biomethan ein interessanter Biotreibstoff. Bei seiner Produktion wird das Rohgas aus Biogasanlagen zu Erdgasqualität aufbereitet. Die Verteilung des Gases kann über das Erdgasnetz erfolgen. Neben Ackerpflanzen dienen auch Wirtschaftsdünger, Zwischenfrüchte oder eine breite Variation an Abfallstoffen als Ausgangsmaterial für die Gaserzeugung. Die Nebenprodukte können als Düngemittel eingesetzt werden. Über eine Fischer-Tropsch-Synthese lässt sich aus Holzgas auch ein Holzdiesel erzeugen, der das Potenzial hat, fossilen Diesel in der Land- und Forstwirtschaft komplett zu ersetzen.

Entwicklung und Ausbaupotenziale
Der Einsatz von Biotreibstoffen wurde von 3,5 Petajoule im Jahr 2005 auf 21,3 Petajoule im Jahr 2019 gesteigert. Rund 562.000 Tonnen Biotreibstoffe wurden im Jahr 2019 in Verkehr gebracht, was etwa 6 Prozent des Treibstoffbedarfs entspricht. Dadurch konnten etwa 1,56 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
2019 gingen in Österreich 15,8 Petajoule Biodiesel und 2,4 Petajoule Bioethanol in die Beimischung zu fossilem Diesel bzw. fossilem Benzin. 3,1 Petajoule an Pflanzenöl und Biodiesel wurden in Reinform oder anderen Mischungsverhältnissen eingesetzt. Der Biotreibstoffeinsatz könnte bis 2030 in etwa verdoppelt werden (auf 41,7 Petajoule), wobei zwei Drittel des Ausbaupotenzials aus flüssigen Biotreibstoffen und ein Drittel aus Biomethan stammen könnten.

Gesetzliche Rahmenbedingungen
Steuerliche Anreize und Beimischungsverpflichtungen haben dazu beigetragen, dass in Österreich im Jahr 2019 6,2 Prozent der fossilen Kraftstoffe durch Biokraftstoffe ersetzt wurden, womit das Substitutionsziel aus der Kraftstoffverordnung in der Höhe von 5,75 Prozent Biokraftstoffen knapp übertroffen wurde.
Aufgrund des leichten Anstieges in Verkehr gebrachter fossiler Kraftstoffe bei in etwa konstant gebliebenem Biokraftstoffabsatz kam es 2019 zu einer leichten Reduktion der Substitution im Vergleich zum Vorjahr von etwa 0,06 %. Die EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energieträger sah für 2020 einen verpflichtenden Anteil von 10 Prozent erneuerbaren Energie im Verkehrssektor vor. Die EU-Richtlinie zur Kraftstoffqualität enthält die Verpflichtung für österreichische Kraftstoff-Anbieter, die Treibhausgasemissionen, die während Herstellung, Transport und Nutzung entstehen, bis Ende 2020 um 6 Prozent zu reduzieren.
Biotreibstoffe der zweiten Generation befinden sich derzeit noch im Forschungs- und Demonstrationsstadium. In den nächsten Jahren ist in Österreich mit keinen nennenswerten Beiträgen dieser Biotreibstoffe auf Basis fester Biomasse (z. B. Holz, Stroh) zu rechnen. Längerfristig – eine erfolgreiche Markteinführung vorausgesetzt – könnten aufgrund des verringerten Energiebedarfs im Wärmesektor entsprechende Biomassemengen vom Wärmemarkt in Richtung Treibstoffmarkt umgeschichtet werden.